Nachdem ich nun schon eine ganze Weile zurück in Deutschland bin ist es wohl an der Zeit einmal einen kleinen subjektiven Vergleich anzustellen. Zuerst einmal ist Vancouver eine riesige Stadt im Vergleich zu deutschen Städten. Noch dazu eine typisch amerikanische mit ihrem schachbrettartigen Aufbau, aber das macht andererseits die Orientierung relativ einfach. Typisch kanadisch sind auch die Entfernungsangaben: „Ich fahr‘ mal schnell…“ lässt sich übersetzen in „Ich bin dann mal drei Stunden unterwegs…“ – das Land ist halt einfach riesig! Das erklärt auch, warum man auf Parkplätzen in den National- und Provicial Parks, ja sogar an den Trailheads immer mal wieder Zettel in den Autos sieht auf denen steht: ich bin der und der, bin am soundsovielten losgegangen mit dem Ziel… Während der gut drei Monate in Vancouver habe ich allein zwei mal in den Nachrichten Meldungen über beim Wandern vermisste Personen gesehen. Und einen Schwarzbären in Downtown Vancouver. Und einen Puma auf einem Spielplatz in Squamish – 30 Minuten nördlich von Vancouver an der wunderschönen Sunshine Coast.
Was mir als Erstes aufgefallen ist, als ich wieder zurück in München war, war das fehlende Grün. Die ganzen Evergreens, kleinen Parks und Alleen. Wohlgemerkt, ich habe im Westend von Vancouver gewohnt, also quasi „downtown“!
Als Zweites dann unsere deutsche Bürokratie: da brauchst du für Allesmögliche eine amtliche Bestätigung in dreifacher Ausfertigung, kein Mitarbeiter einer Behörde kann irgendetwas entscheiden und muß immer erst dreimal nachfragen.
Ganz anders in Kanada: Auto kaufen und zulassen? Geh zur ICBC (Insurance Company of British Columbia), füll ein Transfer Tax Form aus. Das ist eine halbe A4-Seite mit den persönlichen Daten des Verkäufers und Käufers und der Fahrzeug-Identnummer (VIN). Dann noch eine Angabe, was man für das Fahrzeug gezahlt hat.
Der Versicherungsmakler rechnet dann mal g’schwind mit dem Taschenrechner die fällige Umsatzsteuer (13%) aus. Das zahlt man und dazu die Versicherung. Dauert circa 5 Minuten und man hat einen handschriftlichen Durchschlag (!) als Eigentumsnachweis.
Hier in Deutschland habe ich mich dann nach dem Autokauf und der Zulassung gefragt, wieso wir hier ein Dokument aus der Bundesdruckerei brauchen? Und einen halben Tag Zeit! Steht doch eh alles im Computersystem der Zulassungsbehörde und kann bei einer Kontrolle der Polizei per Funk abgefragt werden… :-/
Weil wir gerade bei Autos und Verkehr sind. Wir Deutschen fahren extrem aggressiv Auto! Da wird auf der Autobahn bei Tempo 180 mal schnell in eine Lücke von 10 Meter Abstand (!) reingebrettert, der TÜV-Aufkleber des Vordermanns kontrolliert und wenn der dann immer noch nicht Platz macht dann aber Blinker setzen und Lichthupe!
Ich war in Kanada richtig erschrocken als die Autofahrer sich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten, für einen Abbieger auch einfach mal anhalten und auch noch freundlich lächeln! Und das ist keine Ausnahme sondern die Regel! Davon sollten wir uns hier alle einmal ein gaaaanz großes Stück abschneiden. Dann hätten wir vielleicht auch nicht mehr so viele Burn-Out-Patienten.
Und auch jetzt habe ich mich immer noch nicht wieder daran gewöhnt, dass man nicht einfach mal schnell Sonntag Nacht einkaufen gehen kann wenn man mal schnell Appetit auf Pancakes hat.
ABER, etwas Gutes gibt es auch hier: Endpreise. In Kanada muß man auf jeden ausgeschriebenen Preis noch einmal die Steuer draufrechnen. Da wird ein vermeintliches Schnäppchen ganz schnell teuer.