Quersatz
von Dietmar Hoehn
Aus der Reihe: »Sprachpathologische Fallbei(l)spiele«. Heute lassen wir Herrn Prof. Dr. phil. Dubiosus, Dozent an der Universität Quatschborn, mit seiner ebenso verblüffenden wie gewagten These zu Worte kommen. Viel Spaß nun beim aberwitzigen Versuch, ihm wenigstens streckenweise zu (ver)folgen. Fasten seat belt, und los!
ZUM BESSEREN KOMMUNIKATIONS-VERSTÄNDNIS …
… hier seine simple Grunderkenntnis:
Wird eine wie auch immer artikulierte Message nicht ad hoc vom Empfänger vollinhaltlich exakt so dupliziert, wie es der tatsächlichen Absicht der sendenden Person entspricht, so gebricht es oft der zu übermittelnden Botschaft an der notwendigen semantisch durchstrukturierten Mindestsignifikanz, sowohl was die einwandfreie Phonetik, als auch die klare Syntax als solche betrifft; oder es mangelt beim Empfänger zu sehr an analytisch-kognitiven Reflektionsgrundlagen in den hierfür relevanten und bei Bedarf zu aktivierenden partiellen Großhirnwindungen, die u.a. auch für das Dekodieren archaischer Symbolismen sowie für das intuitive Erkennen aller dort im Freudschen Sinne eingelagerten Archetypen zuständig sind, so dass unter Beachtung der stets redundant mitwirkenden Imponderabilien und aller genetisch-zerebralen Parameter es nur dann zu einer im wissenschaftlichen Sinne qualifizierten Analyse einer übermittelten Botschaft kommen kann, wenn gleichzeitig dem individuellen Abstraktionsvermögen, der grammatikalisch korrekten Adaption aller verwendeten Termini, sowie der Kohärenz von Sprachstil und formaler Syntax – in allen gestaffelten Facetten und Korrelationen – Rechnung getragen wird, und zwar stets in Relation zu den hervorgebrachten Tonfrequenzen, also den rein mechanisch wahrzunehmenden Luftschwingungen, ohne dabei a priori von stringent ontologisch geprägten und somit frei oszillierenden Interferenzmustern zwischen Ratio und Psyche auszugehen, da dies eher einer unzulässigen Vorwegnahme frei adaptierbarer Ideen als Äquivalent zum normativen Aspekt des Raum-Zeit-Gefüges gleichkäme, was konsequenterweise zu undefinierbaren, da erzwungenen Assoziationen mit dem Unwägbaren, wie auch zu äußerst bedenklichen Phantasmagorien, sprich zu inkonsistenter Mystik führen würde, wie sie uns beispielsweise auch aus der von Max Planck und Werner Heisenberg vorformulierten Quantenmechanik im weitesten Sinne bekannt sind, wonach, bedingt durch die komplexe Unschärferelation, die exakte Bestimmbarkeit physikalischer Vorgänge und den daraus abgeleiteten präzisen Vorhersagen in der Natur insofern stark gegen Null tendieren, als zum großen Leidwesen der gesamten Naturwissenschaft sich deren Vertretern das Universum seit geraumer Zeit eher wie ein riesengroßer, langsam sich majestätisch entwickelnder Gedanke offenbart, denn als eine rein mathematisch (verformelte) exakt berechenbare mechanistische Hyperstruktur, mit scheinbar unverrückbaren Naturgesetzen, wie man sie uns Laien seit Isaac Newtons Tagen seitens der hier infrage stehenden Physiker und Kosmologen ebenso unverdrossen wie unverfroren nur deswegen immer wieder beharrlich vorgaukeln konnte, weil es sich die in ihrem selbst errichteten Elfenbeinturm verschanzte Wissenschaftlerriege vor lauter Selbstgefälligkeit, Hybris und dümmlicher Arroganz bis heute nicht eingestehen will oder kann, dass keine ihrer von einer überaus kalten materialistischen Herangehensweise geprägten Interpretationen der beobachteten Resultate aus exorbitant teuren Feld- Reihen- und sonstigen Untersuchungen eine schlüssige Antwort auf die brennendste aller Fragen, nämlich der nach dem wirklichen Sinn des Lebens, unter schlüssiger Beweisführung von der Existenz höherer geistiger Dimensionen, geben konnte; woraus nun jeder ebenso viele, wie beliebig müßige Fehlschlüsse ziehen mag; guten Tag, und chiao!!!
Verstehst du jetzt – im Kopf verdreht –
warum kein Schwein dich recht versteht,
wenn’s um die »Letzten Dinge« geht?
Doch nimmermehr ist es zu spät,
sich einzulassen ganz konkret
auf sprachliche Seriosität,
die alles Wolkige verschmäht.
So meide künftig sehr diskret,
dass sich kein Geistesfurz mehr bläht,
und lerne schlicht aus dem Pamphlet:
Der Bandwurmsatz ist obsolet!
Gleichfalls ist hier anzumerken:
Unverständnis lässt sich stärken
durch Gebrauch von fremden Worten.
Selbst die allerfeinsten Sorten,
wie zum Beispiel »filigran«,
kommen oft sehr grob nur an.
Allerdings, und das ist bitter,
manch ein Wort gleicht seinem Zwitter.
Sagen wir: Der Weg muss weg,
klingt dies eher wie ein Gag,
doch erfüllt es keck den Zweck!
© 2001 by Dietmar Hoehn.
Zusammenfassende Bewertung:
Satire ist, wenn etwas ganz, ganz schlecht gemacht wird.
Die Kritik im Einzelnen:
Mit dem ersten Zaunpfahl wird auf den Leser eingeschlagen: es geht nicht um Fall-Beispiele, sondern um Fallbeil-Spiele: offensichtlich soll irgend jemand um einen Kopf gekürzt werden: schön, dass man gleich zu Anfang ahnt, was einem droht! zurück
Hab ich’s nicht gesagt? Nein, hab ich nicht, drum sag ich’s jetzt: Es wird ungemein witzig werden: Professor Dubiosus, nein, wahahas eihein göhöttlihihihicher Eiheinfahahahahahahall hubfezb leiöhjk. buierng.röchktzwrg (Pardon: habe vor Lachen die Tasten nicht mehr getroffen, zudem haben die Lachtränen vorübergehend die Elektronik verunsichert). Bitte auch um Entschuldigung, das mein übliches Hochniveau so abgerutscht ist: kommt nicht mehr vor. Aber Professor Dubiosus: das ist ja fast so gut wie Professor Dummi oder Professor Doktor Blödius und immerhin nur wenige Lichtjahre entfernt von Pilatus‘ engem Freund Schwanzus Longus und dessen Frau Inkontinentia. zurück
Der dritte Zaunpfahl wird launig geschwungen und fliegt dem Schwinger krachend um die eigenen Ohren: Universität Quatschborn! Bin ich hier bei Stefan Raab oder in der Wochenshow? Die Humorskala ist bedauerlicherweise nach unten bodenlos offen. Universität Quatschborn. Es ist nicht zu fassen! zurück
Das kann ja heiter werden: gleich zwei Zaunpfähle in einem Satz! Schlimmer kann man nimmer mit Langeweile und Öde drohen… zurück
In diesem Text befinden sich 9 die ansonsten korrekte Satzstruktur zerstörende Zeichensetzungsfehler, ansonsten nur gähnende Öde und Langeweile und Dummheiten, genau wie angekündigt. Aber da ist noch ein Gedicht angeklebt: mal sehen! zurück
Oha: der Witzbold hat seine Schludrigkeit getan, jetzt kommt Oberlehrer Moralprediger auf Versfüßen einherstolziert und will mir erklären, was er eigentlich sagen wollte, weil er es nur uneigentlich sagen konnte – doch schon seine erste Frage verstehe ich nicht: denn mich versteht jeder! Sogar die Schweine, wenn es um die letzten Dinge geht! zurück
Das allerunwolkigste sind selbstverständlich Lehrgedichte, die strotzen nur so vor sprachlicher Seriosität: wie lässt man sich z.B. ganz unkonkret ein? Und wieso ist es nimmermehr zu spät? Wenn ich diesen Text und dieses Gedicht lese, denke ich mir, ist Hopfen und Malz hoffnungslos vergeudet – da regen sich erhebliche Zweifel an dem Wahrheitsgehalt dieser Predigt! zurück
Frage Nummer 1 (wegen der ganz konkreten Seriosität): was ist das Akkusativ-Objekt von meide? Ist das der sich selbst blähende Geistesfurz (den kann niemand meiden, der bläht sich ja von selbst & ganz allein – siehe vorliegenden Text, für den niemand etwas kann)? Ist es der Leersatz nach dem Doppelpunkt, der gemieden werden soll, etwa meide die Aussage »der Bandwurmsatz ist obsolet«? Kann ich nachvollziehen, denn ich sehe keinerlei Notwendigkeiten Bandwurmsätze zu meiden, schließlich lassen sich komplexe Sachverhalte angesichts ihrer manchmal durchaus fragwürdigen Ursache-Wirkung-Verknüpfung nicht mit simplen Konstruktionen meistern: es kommt lediglich darauf an, den Faden nicht zu verlieren – und den verliert nur, wer nichts zu sagen hat und schellenlaut mit Wörtern klingelt (siehe wieder einmal den vorliegenden Text). Ja: ich liebe geradezu die Bandwurmsätze von Kafka, Kleist, von Thomas Mann (um nur wenige zu nennen), weil es ein Genuss ist, den Windungen und Verästelungen zu folgen. Ist aber selbstverständlich nichts für Professor Dummi (der immerhin einen grammatisch fast korrekten Bandwurmsatz präsentiert hat)!
Frage Nummer 2: Von welchem Pamphlet ist hier die Rede? Wo ist die Schmähschrift, aus der ich lernen soll? Ach – die gibt es gar nicht, die ist nur ein Reimwitz, so wie die Seriosität?? Na, dann kann ich halt nichts lernen! Dass sich Pamphlet so schön auf bläht reimt, mag ja sein, aber das Wolkige sollte doch verschmäht werden, hieß es, oder?
Frage Nummer 3: Bislang reimte sich alles auf Genialität, ab jetzt plötzlich nichts mehr: was ist geschehen? Allein der Steputat bietet über 120 Reimwörter auf ät an, und über 40 auf eht: wenn einem selbst nichts mehr einfällt, kann man doch nachschlagen! Das hätte ich lobenswert gefunden, wenn die Reime sich treu geblieben wären (wegen der Seriosität, allerdings auch zu Gunsten der verschmähten Wolkigkeit): stattdessen wird auf halbem Wege Halt gemacht und ein Leser abgespeist mit karg-schnöde Paarreimen… zurück
Die hochverehrte Seriosität erhält vom Verseschmied eigenhändig den Gnadenstoß: R.I.P. Es handelt sich hier eindeutig um Wörter, nicht um Worte (=schlaue Sprüche, Lebensweisheiten, Verhaltensregeln & Konsorten) – peinlich peinlich, wenn ein Ratgeber so daneben schlägt! zurück
Worum geht es eigentlich? Um Inhalte? Um Sinn? Um Form? Um die Information, das manche Worte gleich aussehen, aber nicht das Gleiche meinen? Danke, wissen wir, kennen wir, machen wir sogar Gebrauch von! Oder um die Information, dass manche Worte gleich klingen, aber nicht das Gleiche meinen? Kennen wir auch! Geht es überhaupt bei diesem ganzen inhaltsleeren Dummbrummen um irgend etwas Anderes als sich selbst zu beweisen, für wie gut tätschel-tätschel-schulterklopf man sich selbst hält? Aber iwo! zurück
Quelle: Literaturcafé im Internet